Votivbild Maria Kirchental

D’Loigoma auf Wallfahrt

Wenn man als Leoganger Wallfahrer frühmorgens den TÜPL Hochfilzen Richtung Römersattel durchquert, gehen einem viele Gedanken durch den Kopf. Das Tor am RömersattelGleich zu Beginn zum Beispiel die Frage, warum das Almgelände jenseits des Parkplatzes nicht durch einen Zaun sicher vor Wolfsangriffen gemacht werden kann, man es aber sehr wohl um viel Geld vor Radfahrern, beleibten Menschen oder Menschen, die auf eine Gehhilfe oder den Rollstuhl angewiesen sind, mit einer aufwändigen Toranlage schützt (diese Frage stellt sich dann noch einmal, wenn man am Römersattel angekommen ist). Homo homini lupus est.

Eine weitere Frage, die sich aufdrängt, ist, wie das damals vor 300 Jahren so war, als die Leoganger Bergknappen diese Wallfahrt begründeten. Wer wallfahrtete da genau? Die Ortschronik berichtet, dass die Knapp- und Bruderschaft es mit der Bitte um Schutz und um reichen Bergsegen tat. Den Schutz erflehten dabei vermutlich in erster Linie die Arbeiter im Berg, den reichen Bergsegen wohl eher die Gewerken (die Besitzer, die in der Regel keine Loigoma waren), denn der Lohn eines Knappen war unabhängig vom Bergsegen bekanntermaßen schlecht. Vielleicht ging es ihnen aber ja auch um die Sicherheit des Arbeitsplatzes. Und um einen Tag Urlaub.

Heute wird nicht mehr der reiche Bergsegen erfleht – wenn man eventuell von ein paar Touristikern absieht – sondern die Bitte der Wallfahrer gilt dem Heiligen Geist, der wieder stärker in der Welt wirken soll. Immerhin ist ja auch Pfingstmontag.

Zwischendurch kommt einem natürlich auch die Frage in den Sinn, wie weit es denn noch ist. Speziell, wenn man am Radweg neben der B311 dahintrottet. Aber nach einem freudenreichen Rosenkranz ist man schon ein beträchtliches Stück weiter und der bereits mit den Auto-Wallfahrern gebetete, schmerzensreiche Rosenkranz bringt einen direkt vor die Tore des Doms von Kirchental.

Gebet und Besinnung kommen auf dem Weg von Hochfilzen nach Maria Kirchental nicht zu kurz.

Eine drängende Frage betrifft den Pinzgauer Dom in Maria Kirchental selbst, denn seine Zukunft ist ungewiss. Die Ordensgemeinschaft, die seit 1985 dort ansässig war, hat sich verabschiedet und man muss auf eine gelungene Übergabe an eine jüngere Nachfolgegemeinschaft hoffen. Auch der Gasthof hat zur Zeit keinen Pächter und ist geschlossen, was die hungrigen und durstigen Pilger besonders hart trifft.

Deshalb: auch nächstes Jahr in großer Zahl mitgehen und fest um den Heiligen Geist für die Welt, um Glück und Gesundheit für unsere Lieben und für den Ort Leogang und um offene (Gast-)Häuser in Maria Kirchental beten!

Dass der Heilige Geist auch Humor hat bzw. einem kleinen Schabernack nicht abgeneigt ist, durfte der Autor dieses Beitrags beim wohlverdienten Mittagessen auf der Heimreise erfahren.

Denn was rät ihm das geheimnisvolle Glückskeks am Ende eines ausgezeichneten Essens und nach guten 5 Stunden Fußmarsch?