Da war etwas komisch am Leoganger Ortsbild, zwischen Juni und Ende August. Nach ein paar Sekunden der Verwunderung ist es dann jedem aufgefallen: die Ziffernblätter der Leoganger Kirchturmuhr waren verschwunden. Vielleicht hat sich der eine oder andere gedacht, dass die Turmuhr – ähnlich den Kirchenglocken in der Karwoche – nach Rom geflogen sei. Über einen solchen neuen Brauch ließe sich nachdenken. Der Grund, weshalb in Leogang für etliche Wochen alle (Kirchturm-)Uhren stillstanden, war aber ein banaler: die Turmuhr bedurfte einer Renovierung.
Die Bergrettung Leogang rückte zu diesem ungewöhnlichen Einsatz aus und barg die Ziffernblätter mit der gleichen Sorgfalt, mit der sie es auch mit in Not geratenen Bergsteigern tut. Im Gegensatz zu einem Verunfallten brachte sie den „Patienten“ nach seiner Renovierung aber wieder zurück an den Ort des witterungsbedingten Unglücks. Beide Einsätze erfolgten unentgeltlich!
Ein herzliches Dankeschön seitens der Pfarre ergeht an Malermeister Michael Gühl aus Stuhlfelden, der den vier sichtbaren Elementen unserer Kirchturmuhr neuen Glanz verlieh.
Und in aller Demut bedanken wir uns bei der Katholischen Frauenbewegung, die die Kosten für die Erneuerung der Uhr und somit der Verschönerung der Pfarrkirche trug. Auf dass uns das Vergehen der Zeit und unsere eigene Endlichkeit wieder – sichtbar – vor Augen geführt werden.
Wie man am obigen Bild feststellen kann, gerät der Heilige Leonhard geradezu in Verzückung, wenn er am Kinn vom Staubwedel gekitzelt wird. Ein herzliches Vergelt’s Gott allen Helfern, die sich dieses Jahr an der Säuberung unserer Pfarrkirche beteiligt haben und allen Heiligen und Engeln diese Wohltat angedeihen haben lassen.
Und falls jemand der Meinung sein sollte, die Kirche sei verstaubt, dann liegt es möglicherweise daran, dass er/sie sich nicht an der gemeinsamen Arbeit beteiligt hat…
Der 6. November ist jedes Jahr ein spannendes Datum. Erstens feiern wir einen unserer beiden Pfarrpatrone, den Heiligen Leonhard (der Heilige Ägydius ist der andere), und zweitens wissen wir vorher nie, ob wir zu diesem Anlass Schaumrolle und Zuckerwatte im T-shirt bei warmem Sonnenschein oder dick eingepackt mit Haube und Handschuhen bei Schneetreiben genießen.
In der Pfarrkirche erzählen die Deckenfresken von Christoph Anton Mayr, einem Kirchenmaler aus Tirol, aus dem Jahr 1755 vom Leben des Heiligen Leonhard von Limoges. Und weil wir uns am Kirchtag zwar oftmals lange vor, aber selten in der Kirche aufhalten, um dem Schutzpatron der Geisteskranken, Gefangenen, Wöchnerinnen, der Bauern und des Viehs unsere Aufwartung zu machen, sei an dieser Stelle an sein Leben und Wirken erinnert.
S. LEONARDUS wird von Kunig Clodwic aus der Taufe gehebt.
Das genaue Geburtsjahr des Heiligen ist nicht bekannt, aber er dürfte um das Jahr 500 geboren worden sein. Herrscher zu dieser Zeit war König Chlodwig I.
S. LEONARDUS wird von S. Remigien im rechten Glauben unterweiset
Getauft und erzogen wurde der junge Leonhard als Spross einer Adelsfamilie von Erzbischof Remigius von Reims, einem zu seiner Zeit hochangesehenen Geistlichen und Gelehrten.
S. LEONARD machet los die Unschuldig gefanget
Leonhard wird zu seiner Zeit vom Volk sehr geachtet aufgrund seines Einsatzes sowohl für unschuldig Gefangene (das ist ja leicht)…
S. LEONARD erröttet auch wögen Verbröchen gefangene
… als auch solche, die sich tatsächlich eines Verbrechens schuldig gemacht haben, was ihn aus heutiger Sicht zu einem besonders sympatischen Heiligen macht. Die Legende sagt, dass er sich oft erfolgreich für die Freilassung Inhaftierter eingesetzt hat und sein Kloster später auch Anlaufstelle für Freigekommene war. Er war somit ein wahrer „Kettensprenger“, was ihm auch das entsprechende Attribut eingebracht hat.
S LEONARDUS erröttet die in Kindtsnöthen gefahr=leidente
Leonhard verdankt seinen Ruf auch folgendem Ereignis: als während eines Jagdausflugs überraschend die Wehen bei der Königin einsetzten, war er zufällig zur Stelle und konnte als Geburtshelfer sowohl das Leben der Frau König Chlothars als auch jenes des Kindes retten.
S. LEONARDUS erlösiget die vom Teufl Besössene
Möglicherweise besaß der Heilige Leonhard besondere psychotherapeutische bzw. psychiatrische Fähigkeiten. Schilderungen von „Besessenheit“ wurden ja von der modernen Medizin in vielen Fällen als Krankheitsbild erkannt. Aber auch bei körperlichen Leiden scheint der Heilige große Heilerfolge gefeiert zu haben.
S. LEONARDUS erhaltet auf sein Gebett ein frisch Brunnen.
So manche Wundertat wird über den Heiligen berichtet. Tja, um ein Heiliger zu werden – braucht es eben Wunder.
S. LEONARDUS offenbart im Shnee wunderbahrlich seine Grabstätt.
Der Heilige Leonhard, der in seinen frühen Jahren als Diakon und Einsiedler lebte, gründete auf dem Boden, den er von König Clothar aus Dankbarkeit für die Rettung seiner Familie erhielt, das Kloster Noblat im Südwesten Frankreichs, deren Gemeinschaft er bis zu seinem Tod vorstand.